Track & Safety Days als Treffpunkt für Fans individualisierter
Fahrzeuge
Die GTÜ ist vor Ort und berät unter dem Motto „Technik braucht
Sicherheit“
Bei Oldtimern erlaubt das H-Kennzeichen zeitgenössisches Tuning
__ Stuttgart. Fahrzeugtuning übt für manchen Autobesitzer einen großen Reiz aus. Das wissen die Prüfingenieurinnen und Prüfingenieure der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH – und freuen sich über die Begeisterung von meist jungen Autofahrerinnen und -fahrern für ein individualisiertes, leistungsfähiges Fahrzeug, das sich abhebt im Alltagsbild des Straßenverkehrs. Eines freilich liegt den Experten ganz besonders am Herzen: Die Sicherheit darf nicht zu kurz kommen. Das ist kein reines Wortbekenntnis. Bei den beliebten Track & Safety Days begleitet die GTÜ die Tuningszene mit umfassender Technikkompetenz. „Diese Aktivität passt perfekt zu unserem Motto ,Technik braucht Sicherheit‘. Ob bei den Track & Safety Days oder in unseren bundesweiten Prüfstellen: Wir schauen uns die individualisierten Fahrzeuge genau an und prüfen, ob die Modifikationen konform mit den geltenden Bestimmungen sind. Denn die Sicherheit darf niemals auf der Strecke bleiben“, sagt Johannes Pienau, Leiter des Technischen Dienstes der GTÜ.
__ Am 23. und 24. September 2023 finden die letzten Track & Safety Days dieses Jahres im „auto motor und sport“-Fahrsicherheitszentrum am Nürburgring statt. Der Spaß ist immer dabei: Junge Tuningfans im Alter zwischen 18 und 35 Jahren lernen das Verhalten ihres eigenen, getunten Fahrzeugs unter den Augen von zertifizierten Fahrtrainern kennen. Bis in den Grenzbereich hinein. Denn ein Auto schneller zu machen – das ist der erste Schritt. Der zweite und wichtigere ist, es anschließend auch zu beherrschen. Eigene Erfahrungen im sicheren Raum eines Fahrsicherheitszentrums tragen viel dazu bei, dass es später nicht zu kritischen Situationen kommt. Viele Manöver werden auf wasserbenetztem Asphalt gefahren. Das schont aufgrund der geringeren Reibung die Reifen und hält das Fahrtempo in Grenzen.
__ Es geht bei den Track & Safety Days jedoch um mehr als das Fahren: An beiden Tagen am Nürburgring veranstalten GTÜ und Polizei Workshops zu verschiedenen Tuningthemen. Was ist legal – was überschreitet diese Grenze? Welche Befugnisse hat die Polizei? Welche Rechte der Fahrer? Auch minderwertige Tuningteile werden erwähnt: Im Markt tummeln sich neben vielen verantwortungsbewusst handelnden Unternehmen auch Anbieter schlechter oder sogar illegaler Produkte. Deren Einbau geht mitunter zu Lasten der Sicherheit.
__ Fahrwerkmodifikationen, Aerodynamikkits mit Spoilern, Splittern und Wings, breite Hochleistungsreifen auf polierten Felgen und eindrucksvolle Abgasanlagen – die GTÜ-Experten wissen genau, was innerhalb der gesetzlichen Grenzen erlaubt ist. „Das ist gar nicht so wenig“, sagt der GTÜ-Gebietsbeauftragte Baden-Württemberg Thomas Saval. „Wir sind überzeugt, bereits vielen Tuningfreunden mit unseren Erfahrungen und Tipps geholfen zu haben.“ Dazu gehört freilich auch, vom Einbau mancher Teile klar abzuraten, die nicht mit den Gesetzesvorgaben oder Ansprüchen an die Sicherheit vereinbar sind.
__ Die Track & Safety Days erfreuen sich in der Szene einer großen Beliebtheit. Auch der Tourstopp im September am Nürburgring ist bereits ausgebucht. Doch 2024 werden diese Veranstaltungen im Rahmen der vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geförderten Initiative „Tune it! Safe!“ fortgesetzt. Die GTÜ wird erneut an einigen Wochenenden dabei sein und ihre Fachkompetenz zur Verfügung stellen.
__ Der Einsatz der GTÜ für sicheres Tuning beschränkt sich natürlich nicht auf Veranstaltungen wie diese. Mehr als 2.600 Prüfingenieure wissen, welche Veränderungen am Wagen erlaubt und auch sinnvoll sind. Zudem stehen viele hundert Unterschriftsberechtigte der GTÜ-Partner bereit, um die notwendigen Einzelabnahmen und Vollgutachten durchzuführen. Sind auch diese bürokratischen Hürden überwunden, steht der Fahrt des veredelten Automobils im Straßenverkehr nichts im Weg.
__ Auch bei Fahrerinnen und Fahrern von Oldtimern macht immer wieder das Stichwort Tuning die Runde. Dabei gilt als Voraussetzung für die Erteilung des H-Kennzeichens, dass Oldies vor mehr als 30 Jahre Jahren erstmals in Verkehr gekommen sind, weitestgehend dem Originalzustand entsprechen, in einem guten Erhaltungszustand sind und zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes dienen.
__ Tuning ist bei Klassikern also ausgeschlossen? Nein: Die Unterschriftsberechtigten der GTÜ erteilen das Oldtimergutachten auch manchem Fahrzeug, das erst in jüngerer Zeit optisch oder technisch umgerüstet wurde. Dazu können größere Räder zählen, tiefergelegte Fahrwerke und stärkere Motoren. Die Leitlinie lautet „zeitgenössisches Tuning“. Dahinter verbirgt sich die Maßgabe, dass jetzt durchgeführte Fahrzeugmodifikationen bereits in den ersten zehn Jahren nach der Erstzulassung eines Autos nicht nur zulässig waren, sondern auch tatsächlich mehrfach durchgeführt worden sind. Dann kann die Maßnahme am Oldtimer heute entsprechend durchgeführt werden. Alle verbauten Teile müssen der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) entsprechen und über eine gültige Allgemeine Betriebserlaubnis oder ein Teilegutachten verfügen.
__ Eines gilt beim Tuning von modernen Fahrzeugen ebenso wie beim Klassiker: Vor einem Umbau ist es stets sinnvoll, sich den Expertenrat einzuholen. Zum Beispiel den von der GTÜ. Johannes Pienau fasst zusammen: „Verkehrssicherheit liegt uns am Herzen. Deshalb haben wir auch ein Herz für legales und sicheres Tuning.“